Ein technischer Defekt, ein Bombenalarm und dann doch noch Informationen zum Thema Organspende

Bereits für den Februar 2022 war die Aufklärungsaktion zum Thema Transplantation und Organspende am Beruflichen Schulzentrum Asperg geplant. Leider führte ein technischer Defekt zur Auslösung eines Bombenalarms mit allem, was dazu gehört: Polizeiaufgebot, ungewisses Verbleiben in den Klassenzimmern und entsprechenden Schockzuständen und Ängsten der Schüler und Lehrer. So wurde der nächste Tag, an dem eigentlich über Organspende gesprochen werden sollte, zur notwendigen Aufarbeitung des Geschehenen verwendet.

Für die Referentin Jutta Riemer ist das ein Beispiel dafür, was echte Betroffenheit und Nähe eines potenziellen Schicksalsschlages, in dem es vielleicht sogar um Leben und Tod geht, mit den Emotionen der Menschen macht. Ein Thema, das man maximal aus der Presse kennt, rückt plötzlich in bedrohliche Nähe: "Ist es nicht auch beim Thema Organspende so, dass die meisten Menschen erst dann intensiv darüber nachdenken, wenn sie selbst betroffen sind oder ein naher Verwandter auf einer Warteliste steht und auf das lebensrettende Organ wartet? Wenn ein guter Freund verstorben ist, weil er eben nicht rechtzeitig eine Transplantation erhalten konnte oder wenn die Kollegin seit vielen Jahren zur Dialysebehandlung muss, immer mehr gesundheitliche Probleme bekommt und inzwischen nicht mehr arbeiten kann?"

Der abgesagte Aktionstag wurde ein halbes Jahr später nachgeholt. Herr Gerhard Höhn, Sozialarbeiter in den beruflichen Schulen Asperg hatte die Corona bedingt virtuell stattfindende Aktion gemeinsam mit den Lehrerinnen und Lehrern der verschiedenen Kurse vorbereitet. Jutta Riemers Vortrag wurde in eine ganze Reihe von Klassenzimmern übertragen, so dass die Referentin auf einmal ungefähr 550 Schülerinnen und Schüler erreichen konnte! Frau Riemer ist selbst Betroffene und lebt seit 25 Jahren mit einer Spenderleber. Die Biologin ist Vorsitzende vom Verband Lebertransplantierte Deutschland e.V. und in zahlreichen Bundesgremien für die Organspende vertreten.

Einblicke in das Leben vor und nach der Transplantation wurden ebenso vermittelt wie der Ablauf einer Organspende, die Frage nach dem Hirntod und dessen Feststellung, den gesetzlichen Regelungen, der Organspende-Situation in Deutschland, den Meinungen der Kirchen, den Möglichkeiten der Lebendspende und der Bedeutung der Dokumentation der eigenen Entscheidung zum Thema Organspende in einem Organspendeausweis.

Nach dem 50-minütigen Vortrag war noch ausreichend Zeit für die Schülerinnen und Schüler um Fragen zu klären. Frau Riemer versicherte, dass es in Deutschland keinen Organhandel gibt, dies jedoch z. B. in Südamerika, Afrika und Asien teilweise der Fall sei. Auch das Thema Irreversibler Hirnfunktionsausfall (IHA), früher "Hirntod", wurde nochmals aufgegriffen und die Diagnosesicherheit ausführlich angesprochen.  Die Anonymität zwischen Spender und Empfänger wurde hinterfragt, deren Sinn erläutert und auf die große Bedeutung der Möglichkeit anonymer Dankesbriefe der Empfänger an die Spenderfamilien hingewiesen.

Das Fazit für alle lautete: Über Organspende informieren, eine persönliche Entscheidung treffen, diese dokumentieren und mit möglichst vielen Menschen über das Thema sprechen ist wichtig.

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