Thema Organspende im Unterricht des Kolping-Kolleg Fellbach

In einer Welt, in der medizinische Fortschritte immer weiter voranschreiten und gleichzeitig viele Menschen auf den Wartelisten für ein Spenderorgan stehen, ist es von entscheidender Bedeutung, dass alle Menschen, auch junge, ein fundiertes Verständnis für das Thema Organspende und Organtransplantation entwickeln.

Eine Doppelstunde in einer 10. und einer 11. Klasse des Kolping-Kolleg Fellbach bei Stuttgart bot die ideale Gelegenheit, dieses komplexe Thema zu beleuchten und Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu geben, sich mit den ethischen und medizinischen Dimensionen auseinanderzusetzen. Ermöglicht und organisiert wurde diese Veranstaltung durch eine engagierte Schülerin der 11. Klasse derselben Schule.

Im Zentrum des Meetings sollten nicht nur Fakten und Statistiken stehen, sondern auch die Diskussion verschiedener Standpunkte. Deshalb wurden die Referenten Ferdinand Geßler, Betroffener und Vertreter des Vereins „Lebertransplantierte Deutschland e. V. sowie Dr. Wolfgang Bettolo, Facharzt und Transplantationsbeauftragter des Klinikums Stuttgart, eingeladen.

Herr Geßler begann die Stunde mit einem persönlichen Erfahrungsbericht über seinen Weg von einer Lebererkrankung bis zur rettenden Lebertransplantation. „Es ist ein unbeschreibliches Glücksgefühl, das sich nach der Transplantation einstellt, wenn man realisiert hat, dass die Tür für ein zweites Leben nun offensteht,“ so Herr Geßler.

Statistiken zur Organspende und zur Transplantation weltweit und im eigenen Land zeigten das Ausmaß des Spenderorganmangels und die Bedeutung des persönlichen Engagements eines jeden Einzelnen oder, anders ausgedrückt, dass es sehr cool sein kann, seine Spendebereitschaft durch einen Organspendeausweis, ein spezielles Tattoo oder ein Gespräch mit den nächsten Verwandten zu signalisieren.

Ferdinand Geßler betonte, dass dies keine Werbeveranstaltung pro Organspende sein solle, sondern dass es letztendlich darum gehe, auf informierter Basis eine persönliche Entscheidung zu treffen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Vorstellung der rechtlichen Rahmenbedingungen zur Organspende und Transplantation. Dies ermöglichte den Schülerinnen und Schülern, die gesetzlichen Regelungen zu verstehen und ihre Rechte und Pflichten als potenzielle Spenderinnen und Spender oder Empfängerinnen und Empfänger zu erkennen.

Im zweiten Teil der Doppelstunde stellte Herr Dr. Bettolo seinen Aufgabenbereich als Transplantationsbeauftragter vor. Am Anfang einer jeden Organspende steht die Identifizierung potentieller Spender während des ganz normalen Krankenhausalltags. Darauf folgt die wohl emotionalste Aufgabe während des gesamten Prozesses. Die Angehörigen des frisch Verstorbenen werden in einem respektvollen Gespräch über eine mögliche Organspende informiert. „Das erfordert Fingerspitzengefühl und ein hohes Maß an Sensibilität,“ so der Transplantationsbeauftragte.

Stimmen die Angehörigen einer Organspende zu, koordiniert die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) Region Baden-Württemberg die nächsten Schritte bis zur  Organentnahme.

Dabei ist es von großer Bedeutung, so Dr. Bettolo, die ethischen und rechtlichen Standards einzuhalten, damit das Vertrauen der Menschen in den gesamten Prozess von der Organspende bis hin zur Organtransplantation nicht beschädigt wird.

Die Unterrichtsstunde endete mit einer offenen Diskussion und Reflexion, in der die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Einstellungen und Meinungen zur Organspende und Transplantation teilen konnten. Fragen nach Autonomie, Solidarität und Würde standen im Mittelpunkt dieser Diskussion.

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